Mittwoch, 1. April 2020

das perfekte Dazwischen

Jaja, denke ich.
Und "jaja" sage ich und grinse.
Letzteres wegen Henry und ihn an.
Wie er da auf dem Boden kauert.
Die Beine an den Körper gezogen,
die Knie unterm Kinn
und die Hände wie zum Beten über den Knien verschränkt.
Und dann dieser Blick aus seinen tiefblauen Augen.
Hach ja.
Henry, Du theatralische Nudel, ey.
Er sieht aber süß dabei aus, wie ein Monchhichi - treu doof, aber liebenswert.
Nicht so armselig bettelnd wie ein Hund.
Gott, wie ich Hunde hasse - nur Weichtiere haben weniger Rückgrat als diese behaarten Arschkriecher.
Henrys Stirn runzelt sich,
während ich mich in meinen Hass gegenüber Hunden reinsteigere
Er sieht es mir wohl an.
Ich hocke mich zu ihm hin und lächle ihn an, damit er sich keine Sorgen macht, dass sich mir wegen ihm die Miene verzieht.
Er kennt das schon von mir und lächelt zurück.
So lächeln wir uns an, selig.
Ganz beseelt von diesem Moment,
diesem Moment,
dem das vorausgeht,
was er vorhin gesagt hat und weswegen er hier so kauert
und beseelt wegen dem, was gleich von mir als Erwiderung kommt.

Das perfekte Dazwischen.

Ich würde den Moment gerne länger anhalten lassen,
doch das will ich ihm und mir nicht länger antun.

Bittersüß.
Ich schüttle mich wegen dem Schauer der mich gerade durchfährt
und strecke die Zunge raus
und klimpere ihm mit den Wimpern zu,
um diese Gefühlswallung zu überspielen.

Ich lehne mich vor und spitze die Lippen,
weil ich ihm flüsternd alles erklären möchte,
flüsternd,
um das,
was ich sagen will,
noch intimer zu gestalten
als es
und das hier
so schon ist.

Gott, wie ich sowas liebe.
Sonst hasse ich Romantik und Kitsch, fast so doll wie Hunde.
Aber sowas...
Pures Gold!
Doch genug davon – weiter im Text.
Raus aus meinem Kopf und zurück zu Henry.

Er lehnt sich auch vor und spitzt ebenfalls die Lippen.
Na sowas.
Aber ich kenne das schon
– nur macht er das aus einem ganz anderen Grund als ich.
Ich schüttele innerlich mit dem Kopf und lache in mich hinein.
Nach all den Jahren versteht er meine romantischen Anwandlungen immer noch als sexuelle Avancen.
Was ich aber verstehen kann, da ich letztere sehr viel öfter mache als ich erstere habe.
Aber gut zu wissen, dass so ein kleines bisschen Entgegenkommen von mir ihn immer noch so anmacht.
Das kann gerne so bleiben, passt mir aber gerade gar nicht.

Ich tappe ihm deswegen mit meiner flachen rechten Hand sanft aber bestimmt gegen die Stirn und drücke ihn mit meinen ausgestreckten Fingern von mir weg, dahin, wo sein Kopf vorher war.
Damit er nicht umkippt wippt er mit.
Das fühlt sich lustig an und sieht lustig aus.
Ich verringere ein wenig den Druck auf seine Stirn und er wippt hin und her. Wir müssen beide lachen.
Ich rolle innerlich mit den Augen.
Das war nicht die Stimmung die ich kreieren wollte,
nimmt aber schonmal gut die sexuelle Spannung raus.

Wegen dem ganzen peinlichen Scheiß den ich hier veranstalte gucke ich verlegen auf den Boden und atme kurz durch.
Ich spüre seinen erwartungsvollen Blick in meinem Gesicht.
Also schlage ich die Augen auf und lasse sie ein bisschen hervortreten, kneife sie dabei ein wenig zusammen und werfe ihm diesen tiefen durchdringenden Blick zu, mit dem ich ihn seit Tag eins in meinen Bann ziehe.

Er hört auf zu wippen,
denn er weiß was jetzt folgt,
von dem wir beide wissen was ich sagen werde,
seitdem er das Gespräch angefangen hat
und worum ich mich herumdruckse,
weil ich einfach schlecht in sowas bin.
Aber ich werde das jetzt durchziehen.
Ich lasse meine Hand,
die immer noch auf seiner Stirn liegt,
über seinen Scheitel auf seinen Hinterkopf wandern
und ziehe ihn an mich,
sein linkes Ohr an meine Lippen
und öffne meinen Mund.

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